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Veröffentlicht am: Allgemein

Herbststurm im Risikomanagement: Wenn der ‚Renewal‘-Wettlauf beginnt

Risikomanagement und Versicherung/ Risikomanagement und Risikodaten – Kann eine effektive Methode hilfreich sein

November 2025, Stephan Dorner

 

Es beginnt fast unmerklich, dieses sanfte Abschiednehmen des Sommers. Die Tage werden kürzer, als würde jemand heimlich an den Rändern des Himmels ziehen, um das Licht Stück für Stück einzusammeln. Die Morgensonne verliert ihre schroffe Hitze und schmiegt sich stattdessen wie ein warmes Tuch um die Schultern – noch tröstend, aber schon mit dem Hauch einer Warnung: Es wird nicht mehr lange so bleiben. Und dann, ganz langsam, übernimmt der Herbst das Regiment.

Es ist eine Zeit, die nach Einkehr schreit. Nach Teetassen, die dampfend in den Händen wärmen, nach Büchern, die endlich gelesen werden, nach Decken, die über die Knie gezogen werden, während draußen der Wind die letzten Blätter von den Ästen pflückt. Alles scheint sich zu verlangsamen, als würde die Welt für einen Moment durchatmen – ein kollektiver Seufzer nach den hitzigen, ungestümen Sommermonaten. Man könnte meinen, die Natur flüstere uns zu: „Jetzt ist die Zeit, zur Ruhe zu kommen. Legt euch nieder, wie ich es tue. Sammelt Kraft für das, was vor uns liegt.“

Doch dieser Schein trügt.

Denn während draußen die Welt in sanftes Sepia getaucht wird, während die Spaziergänger in den Parks die Hände in den Taschen vergraben und die Kinder mit knirschenden Schritten durch Laubberge stapfen – während all das geschieht, brodelt es anderswo. Nicht in den Wäldern, nicht auf den Feldern, sondern in den gläsernen Türmen der Finanzmetropolen, in den Backoffices der Versicherer, in den Strategiezimmern der Risikomanager. Hier, wo die Zahlen auf den Bildschirmen flackern wie Herbstblätter im Wind, beginnt jetzt die heißeste Phase des Jahres.

Der Herbst ist nicht nur die Jahreszeit der Ernte – er ist auch die Zeit des „Renewal“.

 „Renewal“ – oder: Warum der Herbst im Risikomanagement kein Poesiealbum ist

Was für ein Wort: „Renewal“. Es klingt nach Frische, nach Neuanfang, nach einem unbeschriebenen Blatt.

Doch wer so denkt, der irrt.

Denn das, was diesen Begriff wirklich prägt, ist nicht die Sanftmut des Neuen, sondern die unerbittliche Dynamik des Umbruchs. „Renewal“ ist kein zarter Frühlingshauch – es ist ein Herbststurm, der durch die vertrauten Strukturen fegt und alles auf den Prüfstand stellt. Es geht nicht darum, neu zu beginnen, sondern darum, das Bestehende zu verteidigen – oder es radikal umzukrempeln, bevor es einem um die Ohren fliegt.

Es ist die Zeit, in der Verträge neu verhandelt werden. In der Risiken neu bewertet werden. In der Unternehmen und Versicherer wie Pokerspieler am Tisch sitzen, die ihre Karten neu mischen – während draußen die Blätter fallen. Wer hier zögert, wer unvorbereitet ist, der riskiert, dass ihm die besten Deckungen vor der Nase weggeschnappt werden. Oder schlimmer: dass er plötzlich ohne Schutz dasteht, wenn der erste Wintersturm kommt.

Auf der Nussschale – wenn der laue Wind zum Orkan wird

Stellen Sie sich vor, Sie dümpeln auf einer Nussschale dahin. Ein fragiles Ding, kaum mehr als ein Spielzeug, das bei der kleinsten Welle ins Wanken gerät. Um Sie herum: ein Ozean aus Zahlen, Klauseln und Konditionen. Die Sonne scheint noch – dieser trügerische Herbsthimmel, der vorgibt, alles sei friedlich. Doch dann, ganz plötzlich, dreht der Wind.

Zuerst ist es nur ein leises Säuseln. Ein lauer Luftzug, der die Papiere auf Ihrem Schreibtisch leicht anhebt. „Ach“, denken Sie, „das geht schon vorbei.“ Doch dann wird der Druck stärker. Die Wellen schlagen höher. Was eben noch wie ein harmloser Passat wirkte, entpuppt sich als unberechenbarer Squall – und ehe Sie sich’s versehen, peitscht ein Orkan über das Deck Ihrer Nussschale, reißt Ihnen die letzten Strohhalme der Hoffnung vom Kopf und wirbelt sie davon wie welkes Laub.

Willkommen im „Renewal“.

Ein Geständnis – und eine Rechtfertigung

„Zu dramatisch?“, mögen Sie jetzt fragen. „Übertrieben?“ Ja. Vielleicht.

Aber wissen Sie was? Lieber ein prägnantes Bild, das hängenbleibt, als ein seitenlanger Fachjargon, der im Gedächtnis verhallt wie das Rascheln des letzten Herbstlaubs. Lieber eine Anekdote, die zum Nachdenken anregt, als ein trockenes Lehrbuch, das niemand freiwillig in die Hand nimmt.

Also zurück zum Thema: Das Renewal ist ein zentraler Prozess in der Industrieversicherung, der in der Regel jährlich (in Ausnahmefällen alle zwei Jahre) stattfindet. Es steht in direktem Zusammenhang mit dem Risikomanagement eines Unternehmens. Allerdings gibt es ein strukturelles Problem:

In vielen Unternehmen sind die Verantwortlichkeiten für Risikomanagement und Versicherungsbeschaffung organisatorisch voneinander getrennt – manchmal sogar räumlich so weit voneinander entfernt, dass ein Austausch zwischen den zuständigen Mitarbeitenden zufällig erfolgt, etwa beim Mittagessen. Doch selbst dann werden relevante Themen wie betrieblicher Risikotransfer selten besprochen. Stattdessen dominieren Alltagsgespräche – etwa über Wetterprognosen oder andere Belanglosigkeiten. Die Einstellung „Ist ja versichert“ führt dazu, dass wichtige Risikoaspekte nicht aktiv gesteuert, sondern einfach ausgelagert werden.

Das Problem mit Wahrscheinlichkeiten – am Beispiel Wettervorhersage

Ein interessantes Beispiel für missverständliche Risikokommunikation findet sich in Gerd Gigerenzers Buch „Risiko“ (das ich hier vereinfacht wiedergebe):

Fast jeder nutzt heute Smartphone-Wetterapps, die uns mit scheinbar präzisen Vorhersagen versorgen: Regenwahrscheinlichkeiten wie „40% Regen morgen“ werden täglich angezeigt. Doch was bedeutet das konkret?

  • Heißt 40% Regen, dass es an 40% des Tages regnet?
  • Oder dass in 40% der Region Regen fällt?
  • Oder dass es an 40% der Tage mit ähnlichen Wetterlagen geregnet hat?

Die meisten Nutzer:innen interpretieren diese Angaben falsch – ähnlich wie viele Fachleute Risikodaten nicht verständlich vermitteln können. Das Problem: Wahrscheinlichkeiten werden oft unklar kommuniziert, sodass sie für die Empfänger:innen nicht nachvollziehbar sind.

Warum das gefährlich ist: Statistiken und Glückskeks-Weisheiten

Das führt zu einem grundsätzlichen Problem: Wenn wir uns auf Statistiken oder Prognosen verlassen, deren Aussagekraft unklar ist, bewegen wir uns auf dünnem Eis. Ein Vergleich:

  • Die Aussagekraft mancher Statistiken ist ähnlich vage wie die Sprüche in einem Glückskeks beim Asiaten.
    • Beispiel: „Sei geduldig – es wird sich auszahlen“ (nett, aber leer).
    • Eine ehrlichere Version wäre: „Wenn du glaubst, hier findest du tiefe Lebensweisheiten, hast du dich getäuscht.“

Übertragen auf das Risikomanagement bedeutet das: Wenn Unternehmen Risikodaten nicht verstehen oder falsch interpretieren, treffen sie Entscheidungen auf Basis von Scheinsicherheiten – ähnlich wie jemand, der seinen Regenschirm zu Hause lässt, weil die App „50% Regen“ vorhersagt, ohne zu wissen, was das wirklich heißt.

Doch wie sieht die Praxis aus, wenn es nicht um vage Prognosen, sondern um handfeste Risikobewertungen geht? Jedes Versicherungsunternehmen verfügt über eine eigene Risikomanagementabteilung, die sich intensiv mit den risikorelevanten Umständen ihrer Kunden auseinandersetzt. Und wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt – wenn also die „Renewal“-Zeit beginnt, die Hochphase der Versicherer –, „dann schickt der Kaiser seine Soldaten aus“.

Die „Soldaten des Kaisers“: Brandschutzingenieure auf Inspektionstour

Gemeint sind damit die Brandschutzingenieure – ausgestattet mit Klemmbrett, Sicherheitsweste und geschultem Blick, die durch die Betriebe ziehen, um Risikopotenziale zu erfassen. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Brandschutz, einem zentralen, aber nicht allein ausschlaggebenden Faktor der gesamten Risikosituation eines Unternehmens.

Diese Ingenieure sind in ihrem Bereich absolute Experten – doch wie in der Medizin hat auch hier jeder seine Spezialisierung: . Ein Zahnarzt wird schließlich keine Herzoperation durchführen, und ein Psychiater sollte besser keine Wurzelbehandlung übernehmen. Genauso konzentriert sich der Brandschutzingenieur auf seine Kernkompetenz – während andere, ebenso wichtige Risikoaspekte mitunter aus dem Fokus geraten. Das Problem: Was nicht im Blickfeld liegt, wird oft übersehen – und das kann in der Gesamtrisikobetrachtung kritische Lücken hinterlassen.

Warum das gefährlich ist: Wenn Teilaspekte das Ganze verzerren

Ein einseitiger Fokus auf Brandschutz (oder ein anderes Einzelrisiko) kann dazu führen, dass andere Gefahrenquellen – etwa Cyberrisiken, Lieferkettenstörungen oder Haftpflichtfragen – unterbewertet werden. Doch selbst wenn alle Risikobereiche im Blick sind, gibt es ein weiteres Problem: Die Werkzeuge, mit denen diese Analysen erstellt werden, sind oft veraltet.

Oft werden die Bewertungen mit klassischen Programmen wie Word und Excel erstellt – solide, aber in ihrer Aussagekraft begrenzt. Einheitliche Standards oder verbindliche Bewertungsmaßstäbe gibt es kaum. Ein direkter Austausch zwischen Unternehmen und Versicherern darüber, welche Schutzmaßnahmen welchen Effekt auf die Prämie haben, findet selten statt. Für viele Unternehmen bleibt daher unklar, welche Maßnahmen sich tatsächlich lohnen – und welche nur formale Hürden sind.

Hinzu kommt: Diese Bewertungen werden anschließend im Markt weitergegeben, wodurch sich die Darstellung eines Risikos von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich entwickelt. Während Versicherer aus natürlicher Vorsicht konservativ kalkulieren, wünscht sich die Industrie oft eine differenziertere Betrachtung. Wenn dann die Analysezeit knapp ist – wie in der hektischen Renewal-Phase –, wird noch vorsichtiger bewertet. Das ist nachvollziehbar, aber für Unternehmen in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten nicht immer vorteilhaft.

So entsteht eine Situation, in der gut gemeinte Vorsicht unbeabsichtigt zu höheren Kosten oder schlechteren Versicherungsbedingungen führt. In anderen Branchen wäre ein solcher Prozess schwer vorstellbar – doch im Versicherungswesen hat er sich etabliert, nicht aus bösem Willen, sondern aus System.

Zwei Seiten derselben Medaille: Unterschiedliche Blickwinkel, gemeinsames Ziel

Während der „Kaiser“ also weiterhin seine „Soldaten“ aussendet, um Risiken zu prüfen, bleibt ein paradoxer Eindruck:

  • Versicherer und Versicherungsnehmer verfolgen eigentlich dasselbe Ziel – einen fairen, realistischen Risikoschutz.
  • Doch sie betrachten ihn aus unterschiedlichen Perspektiven – die eine Seite mit Risikovorsorge im Fokus, die andere mit Wirtschaftlichkeit und Praktikabilität.

Genau hier liegt die Kunst: Aus diesen unterschiedlichen Blickwinkeln ein gemeinsames, faires Bild zu formen – eines, das beiden Seiten dient und keine unnötigen Kosten oder Lücken im Schutz produziert. Denn am Ende geht es nicht darum, wer recht hat, sondern darum, was wirklich schützt.

Vom System zur Strategie: Wenn der Pate der Risiken das Wort ergreift

Die unterschiedlichen Perspektiven von Versicherern und Unternehmen führen oft zu einer paradoxen Situation: Eigentlich sollten beide Seiten gemeinsam Lösungen entwickeln – doch in der Praxis entscheidet manchmal die Art der Darstellung über Erfolg oder Niederlage. Und dann fühlt sich der nächste Schritt nach dem Besuch der „Soldaten des Kaisers“ an wie eine Szene aus einem Filmklassiker: „Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann.“

Das „Angebot“, das keiner ablehnt – bis es zu spät ist

Doch was passiert, wenn sich später herausstellt, dass das Risiko gar nicht versicherbar war? Nicht, weil es zu groß wäre, sondern weil der erste Auftritt nicht überzeugend genug gelungen ist?

  • Zu wenig attraktiv präsentiert?
  • Zu unstrukturiert aufbereitet?
  • Zu wenig zukunftsorientiert argumentiert?

Genau hier liegt das Problem: Risikoinformationen gelangen über Makler zu den Versicherern – und dabei gilt: Viel ist nicht immer besser. Zu viele Details – oder die falschen Details – können eine klare Risikodarstellung eher behindern als fördern.

Der Underwriter und der Papierberg: Warum Klarheit über Quantität siegt

In der Hochphase des Renewal steht jeder Versicherer vor einer Flut neuer Anfragen. Schon die Betriebsart entscheidet oft, ob ein Risiko überhaupt in die engere Auswahl kommt. Dazu kommen Daten zu Prozessen, Brandschutz, Betriebsunterbrechungen, Produktkomplexität, Standorten und mehr. Diese Informationen landen auf den Schreibtischen der Underwriter – und wachsen dort zu digitalen Aktenbergen, die kaum noch jemand komplett durchdringt:

  • Unstrukturiert
  • Unübersichtlich
  • Oft ohne klare Zusammenfassung

In dieser Situation wirken andere Risiken, die übersichtlich, präzise und mit einem roten Faden präsentiert werden, deutlich attraktiver. Eine Ablehnung folgt dann manchmal schneller, als der Versicherungsnehmer es nachvollziehen kann –

  • aus seiner Sicht völlig ungerechtfertigt,
  • aus Sicht des Versicherers schlicht eine Frage der Priorität.

Der andere Kandidat war einfach besser vorbereitet.

Die Lösung: Regie führen statt nur mitzuspielen

Um dieser Stolperfalle zu entgehen, braucht es eine bewusste Risikostrategie:

  1. Klare Risikobetrachtung (Was sind die wahren Gefahrenquellen?)
  2. Nachvollziehbare Maßnahmen (Wie werden Risiken aktiv gemanagt?)
  3. Kontinuierliche Weiterentwicklung (Wie wird das Risikoprofil langfristig verbessert?)

Wer sein Risiko kennt, Verbesserungspotenziale erkennt und gezielt daran arbeitet, steigert seine Attraktivität als Versicherungsnehmer – und das nachhaltig.

Man könnte sagen: Ein Risiko ohne Strategie ist wie ein Film ohne Regie.

Die Handlung mag spannend sein, die Darsteller überzeugend – aber ohne klare Führung fehlt der rote Faden.

Wer dagegen selbst Regie führt und die Geschichte seines Unternehmens bewusst erzählt, sorgt dafür, dass Versicherer nicht nur zuhören, sondern sich am Ende auch gern für eine Hauptrolle entscheiden.

Fazit: Vom „Angebot, das man nicht ablehnen kann“ zur bewussten Entscheidung

Die Renewal-Phase ist kein Schicksal, sondern eine Chance – wenn man sie richtig nutzt. Denn am Ende geht es nicht darum, irgendein Angebot anzunehmen, sondern darum, das beste Angebot zu gestalten – durch Klarheit, Struktur und eine überzeugende Risikostrategie.

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann – oder doch?

Nach diesem kleinen Ausflug in die Welt der Hollywood-Vergleiche – wo Risikopräsentationen wie ein schlechter Casting-Show-Auftritt enden und Underwriter mit der gnadenlosen Strenge von America’s-Got-Talent-Juroren urteilen – wird es Zeit, den Vorhang beiseite zu ziehen. Denn während wir uns noch in der Illusion sonnen, mit einer perfekten Risikopräsentation alles im Griff zu haben, läuft im Hintergrund bereits das eigentliche Drama ab: der Risikotransfer selbst – und seine ungeschönten Realitäten.

Dabei offenbart sich ein fast schon tragikomisches Paradox: Was wie ein unverzichtbares Angebot daherkommt – „Sie können nicht ablehnen!“, flüstert es verführerisch wie Don Corleone persönlich – entpuppt sich bei Lichte betrachtet oft als nichts weiter als ein teuer erkauftes Placebo. Die Versicherungspolice, stolz präsentiert wie ein Schutzbrief gegen alle Widrigkeiten, gleicht dann jenem berühmten trojanischen Pferd – von außen glänzend und tröstlich, innen aber voller ungelöster Probleme, die erst dann ans Licht kommen, wenn es bereits zu spät ist.

Die Crux liegt darin, dass wir gelernt haben, Versichertsein mit Sicherheit gleichzusetzen – so als wäre die Unterschrift unter einem Vertrag gleichbedeutend mit der Beseitigung aller Gefahren. Doch was, wenn diese Gleichung fundamental falsch ist? Was, wenn wir uns in einer trügerischen Sicherheit wiegen, während die eigentlichen Risiken unversichert bleiben – nicht weil sie zu groß wären, sondern weil wir sie schlechter kommunizieren als ein Teenager seine ersten Liebesbriefchen?

Stellen Sie sich vor: Da sitzt der Underwriter, bewaffnet mit Kaffeetasse und einer Portion gesundem Misstrauen, und vor ihm türmt sich ein Berg an Daten – unstrukturiert wie ein Schülerreferat in letzter Minute, unlesbar wie ein Arztbrief und so überladen mit Fachjargon, dass selbst der Verfasser nicht mehr durchblickt. In diesem Moment, wenn die Geduld dünn wird und die Augen müde, entscheidet sich oft das Schicksal Ihres Risikos. Nicht nach objektiven Kriterien, sondern danach, wer es schafft, in der Flut der Informationen als verständlich und attraktiv hervorzustechen.

Und dann – zack! – kommt die Ablehnung. Oder schlimmer noch: die teure Zusage, die sich im Schadensfall als lückenhaft entpuppt. Plötzlich steht man da mit dem Gefühl, betrogen worden zu sein – nicht von der Versicherung, sondern von der eigenen Naivität, zu glauben, eine Police allein könne alle Probleme lösen.

Denn hier ist die harte Wahrheit: Eine Versicherung ist kein Schutzschild, sondern ein Notfallkoffer. Ein Risikotransfer kein Risikoverlust, sondern eine Risikoverlagerung – und die besteht darin, dass man die Verantwortung an jemanden weitergibt, der im Ernstfall vielleicht doch nicht so großzügig zahlt wie erhofft. Die beste Police nützt nichts, wenn das eigentliche Problem – die mangelnde Risikokommunikation, die unklare Datenlage, die fehlende Strategie – ungelöst bleibt.

Also: Was tun?

  • Man könnte beginnen, Risiken nicht nur zu transferieren, sondern sie wirklich zu verstehen – und zwar so, dass es nicht nur der eigene Risikomanager, sondern auch der Underwriter auf Anhieb begreift.
  • Man könnte Daten nicht nur sammeln, sondern sie so aufbereiten, dass sie nicht wie ein wirrer Monolog, sondern wie eine klare Geschichte wirken.
  • Und man könnte – das wäre vielleicht der wichtigste Schritt – die Versicherung nicht als Lösung, sondern als einen Baustein in einer größeren Strategie betrachten. Denn wer nur auf die Police vertraut, wird irgendwann feststellen, dass sie mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse.

Am Ende bleibt die Frage: Wollen Sie weiter auf das „Angebot, das man nicht ablehnen kann“ vertrauen – und riskieren, dass es sich als leere Hülse entpuppt? Oder übernehmen Sie selbst die Regie – und sorgen dafür, dass Ihr Unternehmen nicht nur versichert, sondern wirklich geschützt ist?

Denn eines ist sicher: Die beste Versicherung der Welt nützt nichts, wenn das Risiko falsch eingeschätzt wurde. Und manchmal – das ist die wirklich bittere Pille – ist der größte Risikofaktor nicht das Risiko selbst, sondern die Illusion, es bereits im Griff zu haben.

Den ganzen Beitrag mit Tipps und Checkliste gibt es hier: